Gleich vorweg: Theodor's Schicksal ist noch nicht besiegelt...
Es handelt sich um einen SR aus Frankreich, der im Januar 1984 erstmals zugelassen wurde. Das Auto wurde im Internet angeboten und machte nicht den schlechtesten Eindruck. Außerdem hat er ein Hubdach. Der Besitzer schickte einige Fotos, die außer dem relativ abgenutzten Zustand (Das Auto hat 99xxx km auf der Uhr, der soll aber laut Vorbesitzer schon einmal rund sein, also knapp 200tkm) recht vielversprechend aussahen, was die Karosse anging.
Theodor war ausnahmsweise nicht der Name des ersten Besitzers des SR. Denn ich habe keine Ahnung, wer der Erstbesitzer war. Ich habe das Auto benannt nach Théodore de Bèze, der zumindest laut einem Wikipedia-Artikel einer der Vorreiter des französischen Dramas war. Da die Geschichte um dieses Auto ebenfalls ein Drama ist, finde ich die Assoziation ganz gut.
Steve, der Corsa-Gott, Dustin, der Schweißmeister, und ich, der Vollidiot (...) machen uns also am 19. Februar auf den Weg.
Neeeiin, so einfach nicht, da gehört mehr dazu. Ich hatte extra einen Anhänger mit 8m Ladefläche ausgeliehen, weil wir auf unserer langen Tour mehr als ein Auto mitbringen wollten, wir hatten da nämlich noch was entdeckt. Leider hatten sowohl Steve wie auch ich abends am 18. (Karnevals-Samstag!) noch Termine, so dass wir nicht mals in Ruhe schlafen konnten, bevor wir mitten in der Nacht los fuhren... Leider hatten wir auch nur 2 Tage Zeit, da der Anhänger horrend Geld pro Tag kostet und ich am Dienstag wieder arbeiten musste.

Kleiner Anhänger... Dafür bin ich insgesamt 400km gefahren, 100km einfach, abholen, wegbringen.

Ist doch nicht weit, oder? Ich hätte das Bild auch gern scharf gehabt, aber Steve und Dustin waren am pennen, die Penner


Dustin fährt. Ich hab mir eine ordentliche Mütze Schlaf auf der mitgenommenen Matratze hinten gegönnt!
Schon eine geile Sache, in Frankreich mit diesem Anhänger 130 auf der Autobahn zu fahren. Die Lkw-Fahrer blenden einem sogar zum Einscheren auf, wenn man vorbei ist, so lang ist der Zug

Naja, man sieht ja auf dem Navi-Display, dass es verflucht weit war. Und wenn man schon mal da ist, hatte ich vorher geschaut, wie wir am einfachsten KURZ am Meer vorbei schauen können. Wie sich nachher rausstellte, waren diese 15 Minuten am Meer wahrscheinlich das Beste, was uns dieser "Ausflug" zu bieten hatte!

Blick aufs herrlich blaue Mittelmeer - es ist Winter!

Drei fertige Gestalten, einer bekloppter, als der Andere...
Nach diesem super genialen Zwischenstopp haben wir uns absolut voll motiviert auf den Weg zum SR gemacht. Steve klingelte zwischendurch den Besitzer an, dass wir bald da sind. Kurz, bevor wir da waren, fing es an zu regnen. Das konnte kein Zufall sein. Es war ein kleines, fast zerfallen wirkendes Dorf im Hinterland. Ich hatte schon teilweise Sorge, mit dem Anhänger da wieder raus zu kommen. Schließlich fanden wir den SR. Hinter einem verschlossenen Tor, vom Besitzer nichts zu sehen. Wir mussten dann fast eine Stunde warten, bis der Mensch endlich auftauchte. Schon durch das verschlossene Tor machte der SR nicht mehr den guten Eindruck, der auf den Fotos zu sehen war. Als ich dann direkt davor stand, konnte ich gar nichts mehr sagen. Ja, es ist ein richtiger, originaler 84er SR. Und ja, er ist an jeder nur erdenklichen Ecke absolut verbraucht und abgenutzt! Ich konnte kein Karosserie-Teil finden, was keine Blessuren hatte. Felgen alle stark verkratzt. Zwei Plattfüße. Front eingerissen. Heckspoiler lose. Sitze vom Sonnenlicht komplett zerstört, verblasst, aufgerissen. Dome durchgerostet, im Batteriekasten ein großes Loch, durch das man auf die Straße schauen kann. Ansonsten rost-technisch nicht so wild - einfach nur völlig abgenutzt...
Der Motor sollte laut eMail ein Kompressionsproblem haben. Nunja, es war keine Batterie drin. Was solls... Kollegen vom Verkäufer pumpten mit einem Notkompressor von Mercedes die beiden Vorderreifen auf, damit wir das Auto wenigstens rollen konnten.
Ich hatte schon 200 Euro überwiesen und der Verkäufer entpuppte sich während einer ewig lange wirkenden Zeit, in der er uns seine "Sammlung" von "historischen" Motorrädern etc. zeigte, als, entschuldigung, Arschloch. Die "Sammlung" war ein riesiger Haufen Müll. Als hätte er mindestens 50 alte Scheunen ausgeräumt, in denen 50 Jahre lang Hühner, Schweine und alles andere an Tieren auf den Motorrädern gelebt haben. Schlimm!
Der Verkäufer meinte, er habe noch einen Motor für den Corsa, den ich haben könnte. Der lag irgendwo in diesem riesigen Haufen voller Mist. Stellt euch die Ludolfs-Hallen vor. Nur, dass die Hügel nicht ganz so hoch waren - dafür alles noch dreckiger. Als 2 "Handlanger" des Verkäufers den Motor endlich draußen hatten und er oben vorm Auto stand, fiel Steve auf, dass das gar kein 13SB war, sondern ein 12ST. Danke, will ich nicht... könnt ihr wieder in euren Haufen einräumen...
Dann leitete uns der Herr in sein "Büro". Ok, ein Messie. Gott sei Dank hatte ich Steve als Dolmetscher, denn im Gegensatz zu meiner Erfahrung wenige Wochen zuvor, als ich auf einen sehr freundlichen, offenen Franzosen traf, mit dem ich den Kauf meiner "Marie" regeln konnte, gab dieses Messie-Arschloch sich nicht ansatzweise mühe, so zu sprechen, dass man ihn verstehen kann als "Ausländer". Steve versuchte dann, noch etwas zu handeln, weil das Auto in einem schlimmen Zustand sei. Ich habe nur die Gestik des Verkäufers gesehen, nicht verstanden was er sagte. Steve meinte, es war streng genommen schon beleidigend, was er sagte. Ich habe dann das restliche Geld auf den Tisch gelegt, wir haben den SR aufgeladen und haben uns schnellstmöglich aus dem Staub gemacht. Mit einem Häufchen Elend in Form eines Corsa SR auf dem Anhänger

Das schlimmste daran war, dass die Abholung des SR mehr als 2 Stunden Zeit gekostet hatte. Unser Zeitplan war aber sehr eng, wir wollten noch am gleichen Abend den zweiten Corsa anschauen - bzw. eigentlich mitnehmen. Diesen Termin mussten wir nach vielen Telefonaten leider absagen. Der Verkäufer war sauer, wir waren sauer. Wir hätten aber erst gegen 22 Uhr da sein können - das war dem Verkäufer zu spät. Und am nächsten Morgen konnten wir nicht mehr, wir mussten ja zurück. Schade - ich wäre da gerne hingefahren, hätte sich damit vielleicht noch ein kleiner Wunsch von mir erfüllt...
Am nächsten Morgen - wir hatten kein Hotel, fuhren fast komplett durch, wechselten uns mit Schlafen ab - fuhren wir zu unserem 3. Termin. Dieses Auto sollte ursprünglich auf eigener Achse überführt werden. Wir hatten ja jetzt Platz auf dem Anhänger und stellten das Ding drauf. Diese Abholung ging schnell und problemlos vonstatten. Fast problemlos. Wir hatten nämlich zuerst den falschen Zielort im Navi. Als wir vor der Kirche standen und die Beschreibung des Verkäufers am Telefon nicht passte, stellte sich raus, dass wir im falschen Ort waren. Noch mal 60km über Land fahren... Dann nix wie nach Hause... ein laaaanger Weg.
Dann ist es jetzt an der Zeit, ein paar Fotos von Theodor zu zeigen.

Frontschürze hängt, Kotflügel verbogen, Spiegelgehäuse kaputt, Seitenteil "verrotzt", Felgendeckel vorne fehlt.

Frontschürze genauso krumm, eingerissen. Kotflügel verbeult. Felgendeckel fehlt auch hier, Felge total vermackt.

Das war mal ein Windlauf. Liebevoll wurde die schon durchgerostete Stelle schwarz überpinselt...

Das ist direkt vorm Hubdach. War mit rotem Klebeband passend zum Lack "abgeklebt". Das innere Blech ist auf der gesamten Breite komplett weggefault.

Tja, von unten sieht der top aus. Da könnte sich so manch einer was von abschneiden...

Schweller und Tür auf der Beifahrerseite sind rostmäßig auch ok.

"Leicht" verblasste braune Hutablage mit tollen Löchern...

Das war mal die Rückenlehne eines Corsa SR... Komplett verblichen von der Sonne, spröde geworden, aufgerissen.

Der Motorraum in der Gesamtansicht. Längsträger und Dome vorne sind überdurchschnittlich gut! Lampengehäuse auch ok.

Ein Blick von unten in den Batteriekasten.

Verblasste, abgenutzte, aufgerissene SR Sitze. Es könnten einem die Tränen kommen.

Genauso sieht die komplette Rückbank aus. Die Seitenverkleidungen sehen auch aus wie nach einem Sauna-Besuch.

Ein Lichtblick nach oben. Originales Hubdach der ersten Generation. Funktioniert sogar. Leider ist nur - wie oben gesagt - das Blech drumherum stark angegriffen.
Theodor steht jetzt seit dem unangetastet hier und ich war mir nie so ganz schlüssig, was ich mit dem Auto machen soll. Achja, der Motor sprang natürlich nicht an. Habs aber nur einmal versucht...
Wie mein nächster Thread zeigt, habe ich einen viel besseren SR bekommen. Eigentlich wollte ich Theodor somit schlachten und ihn erlösen. Andererseits... Soooo schlecht ist die Karosse nicht. Klar, die Innenausstattung kann man wegwerfen. Aber es ist halt ein originaler SR. Schlachten bringt auch nicht viel, das meiste kann man sowieso wegwerfen. Andererseits finde ich es heute noch traurig, wenn ich bedenke, wieviele SRs und GTs schon geschlachtet wurden. Vielleicht wäre diese Karosse auch die Basis für einen SR, den ich mir nach eigenen Wünschen aufbauen könnte: Ein zeitgemäß "getunter" SR in meiner Wunschfarbe, gemachter Motor, Fahrwerk, Räder...
Ich hab keine Ahnung. Eigentlich hab ich zuviele Autos und komme sowieso zu nix...